2013: "...und es geht doch !"

 

Anfang 2013 versuchten wir Zuhause vor der Türe weiterhin mit dem etwas "widerspenstigen" Material halbwegs zielführend zu trainieren.

 

Mai 2013

Das Jahr startete für Julia dann eigentlich erst im Mai zu einem weiteren Lehrgang Schnellrollstuhlfahren bei Gudrun und Heini Köberle in Köln.

Julias Motivation und "Wollen" münzte sich zwar noch nicht in "Können" um, aber das Wie und Warum hatten wir so langsam alle verstanden.

Die Familie Köberle gab uns weiterhin wertvolle theoretische und Julia viele praktische Tipps.  

Bei den Starts schaffte es Julia dann auch zumindest auf den ersten paar Metern den ein oder anderen jungen Athleten hinter sich zu lassen...:

Zuhause kümmerten wir uns dann darum, dass Julia nicht nur vor der heimischen Türe sondern auch auf einer "richtigen" Tartanbahn trainieren kann. So erhielten wir nach vielen Telefonaten und Amtsbesuchen endlich die Genehmigung im Bitburger Stadion zu fahren.

Das testete Julia auch direkt am Sportfest Ihrer Schule:

 

Juni 2013

Mitte Juli durfte Julia dann mal wieder bei den Profis in Saarbrücken vorbeischauen und unter dem wachen Auge von Landestrainer Wolfgang bei einem Trainingstag mitmachen.

Da die von uns in der USA bestellten speziellen Rennhandschuhe auch endlich eingetroffen waren, fühlte sich das ganze schon "etwas" professioneller an.

So richtig "Blut" leckte Julia, als Sie eine Proberunde im Rennrollstuhl der mehrmaligen dt. Junioren-Meisterin Lea fahren durfte - die rote Maschine ging dann auch schon etwas entspannter in die Richtung in die Julia auch wollte:

Und danach wieder Zuhause das mittlerweile eingespielte Programm in unserer Freizeit: Üben, Üben, Üben:

Juli 2013

Angespornt von den ersten "eigenen" Rennhandschuhen und den ersten kleinsten Fortschritten hatten wir dann ein paar Tage später das seltene Glück auf einen kleinen Rennrollstuhl bei Ebay aufmerksam gemacht zu werden. (Danke Sabine !)

Sofort wurde der Kontakt hergestellt und der Transport in die Wege geleitet. Nach ein paar Tagen kam auch schon die Lieferung in Form von einem völlig unbekannten, schweren, uralten aber fast neuwertigen Rennrollstuhl an - passenderweise in Julias Wunschfarbe: rot.

August 2013

Dann wurde es langsam ernst, denn wir meldeten uns zum ersten echten Wettkampf an: Juniorenmeisterschaft in der Schweiz (Nottwil), Ende August.

In den paar Wochen davor bauten wir den neuen Renner komplett auseinander, erfanden und montierten selbst ein neues Fußbrett, bezogen neue Reifen und justierten alles nach bestem Wissen und Gewissen. Die ersten Probefahren waren dann zumindest schon etwas mehr "geradeaus" als vorher und Julia fühlte sich zum ersten Mal wohl in ihrer Maschine.

Die Juniorenmeisterschaft in der Schweiz war dann für uns alle ein entscheidendes Erlebnis. Julia erlebte zum ersten Mal, dass der Sport auch großes Frustpotenzial mit sich bringen kann. Der schwere Stuhl mit den dicken Reifen arbeitete leider eher gegen die Pilotin als mit Ihr, denn Julia schaffte es nicht den Renner ( der im Übrigen knapp 0,5kg mehr wiegt als sie selber ) in der Bahn zu halten.

Durch Ihre hohe Lähmung kann Sie den Renner nicht mit der Hüfte oder durch Gewichtsverlagerung lenken sondern muß dass alles nur mit den Armen koordinieren. Da Julia mit dem rechten Arm wesentlich stärker ist, resultiert daraus die Ungleichmäßigkeit in der Bahn und den Geschwindigkeitsverlust beim Antrieb und gleichzeitigem "Lenken". Der schwere und träge Stuhl tut sein übriges dazu.

Nach vielen Tränen und Gesprächen mit Gudrun Köberle und Wolfgang Blöchle fasste Julia eine Entscheidung: JETZT ODER NIE !!

Dank Gudrun und Heini Köberle bekam Julia dann kurz nach dem Debakel in der Schweiz tatsächlich die Möglichkeit an einem echten großen Highlight-Rennen teilzunehmen: Das ISTAF im Olympiastadion, Berlin.

Der anstehende Druck vor knapp 50.000 Zuschauern und entsprechender Medienpräsenz zu fahren, ließ Julia und uns noch mal "Vollgas" geben:

Wir hatten also knapp 3 Wochen Zeit den Rennrollstuhl und Julias Lenktechnik so zu optimieren, dass Julia die 100m präzise in der Bahn fährt. Der Rennrollstuhl wurde also wieder in Eigenregie zerlegt und auf Gewichtsoptimierung und Sitzposition bearbeitet. Ein neues 20" Carbonrad ( danke an Paul Odermatt, Schweizer Nationaltrainer Nachwuchs ) vorne brachte weitere kleine Verbesserungen.

So trainierten wir fast täglich auf der Tartanbahn im Bitburger Stadion. Da Julia nun in die 5. Klasse auf eine neue Schule gekommen ist, hatten wir zusätzlich die Möglichkeit dort auf einer 100m Sprintstrecke zu üben.

 

Nach zwei Tagen intensivem Vorbereitungstraining unter Gudrun und Heini Köberle in Kienbaum fuhr Julia dann im September auf dem ISTAF unter der Anfeuerung von knapp 50.000 Zuschauern als Letzte ins Ziel....allerdings mit einem fehlerfreien Start, präziser Bahn, persönlicher Bestzeit und einem Lächeln im Gesicht !

 

Von dem tollen Event gibt es hier einen Trailer und hier den ganzen Film zu sehen.

 

 

So endete dann das ereignisreiche Jahr 2013 mit einem tollen und erfolgreichen Event !

 

Danke an ALLE beteiligten Athleten, Eltern, Betreuern und Trainern !